Fleckenmusang auf einem Käfig für Kopi Luwak

Der Mythos Kopi Luwak

„Edel“ soll er sein. „Kopi Luwak“ oder auch „Katzenkaffee“ — einer der teuersten Kaffees weltweit. Er stammt aus Indonesien und wird dort unter Zuhilfenahme sogenannter Fleckenmusangs, einer Schleichkatzenart, hergestellt. Ursprünglich schlichen sich freilebende Tiere auf die Kaffeeplantagen, fraßen die besonders reifen Kaffeekirschen und hinterließen mit ihrem Kot unverdaute Kaffeebohnen. Die Kaffeebauern und -bäuerinnen sammelten diese ein und verarbeiteten sie, da dies zu Zeiten des Kolonialismus die einzigen Bohnen waren, die sie für sich behalten durften. Durch die Verarbeitung der Früchte im Verdauungstrakt der Tiere, sollen die Kaffeebohnen fermentiert werden und einen einzigartigen Geschmack erhalten, der nahezu keine Säure aufweist und einen reduzierten Koffeingehalt hat. Anfang der 2000er Jahre, im Zuge der fortschreitenden Globalisierung, begann der Kaffee weltweite Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Nachfrage im Ausland stieg ins Unermessliche, wodurch das Geschäft mit Kopi Luwak heute Milliardenumsätze generiert.1 Zum Leidwesen der Tiere.

Ein Kaffeestrauch zur Darstellung der Kaffeekirschen
Fleckenmusangs haben eine Vorliebe für reife Kaffeekirschen. Bildquelle: Pixabay

Das Leid der Schleichkatzen

Dass wildlebende Fleckenmusangs die hohe Nachfrage nicht auf natürliche Art und Weise befriedigen können ist offensichtlich. Aus diesem Grunde werden die Tiere heute zu Tausenden, bereits als Babys der Natur entrissen, auf Märkten verkauft und in karge, kleine Käfige gesperrt in denen sie häufig ausschließlich Kaffeekirschen gefüttert bekommen. Eine Diät, die in keiner Weise dem Ernährungsplan der Tiere entspricht. Mangelerscheinungen, schwere Verhaltensstörungen und hohe Sterblichkeitsraten sind die Folge.2 All dies, damit am Ende der Kausalkette wohlhabende Menschen in Europa und anderen Teilen der Welt bis zu 50 € für eine Tasse Kaffee ausgeben. Zwar ist der Fleckenmusang durch das Washingtoner Artenschutzabkommen / CITES besonders geschützt, jedoch fallen die Kaffeebohnen nicht unter den Begriff „Produkte einer Art“ und mithin nicht in den Schutzbereich des Abkommens. Sie dürfen vorbehaltlos international gehandelt werden.

Ein Fleckenmusang im Käfig für Produktion von Kopi Luwak
Ein Fleckenmusang im Käfig. Hölzer und Klettermöglichkeiten sind die Ausnahme. Bildquelle: Pixabay

Kopi Luwak: Luxus oder Mogelpackung?

Neben tierethischen Problemen bietet Kopi Luwak allerhand Potenzial für betrügerische Verhaltensweisen. Vielen Menschen liegt etwas am Wohl der Tiere, und doch wollen sie diesen Kaffee probieren. Aus diesem Grund wirbt ein Großteil der Kopi Luwak-Produzenten mit sogenanntem „Wild Kopi Luwak“ — von freilebenden Tieren. Diese Rechnung geht jedoch nicht auf. Schätzungen zufolge liefern alle freilebenden Fleckenmusangs zusammen jährlich gerade mal 200 kg Kaffeebohnen.3 Eine ziemliche Diskrepanz zu den circa 50 Tonnen Katzenkaffee, die jährlich verkauft werden.4 Ein Umstand, der es nahelegt, den Händlern und Händlerinnen Kopi Luwaks zumindest billigendes Inkaufnehmen dahingehend zu unterstellen, dass ihr Kaffee doch nicht ganz so wild ist, wie versprochen. Die zahlende Kundschaft hingegen weiß hiervon nichts. Vermutlich soll sie das auch gar nicht.

Doch damit nicht genug: Die deutschen Forscher Dirk W. Lachenmeier und Steffen Schwarz sind davon überzeugt, dass der Fermentationsprozess im Magen der Tiere nicht mehr als ein Mythos ist. Dies sei darauf zurückzuführen, dass die Bohnen von einer festen Hornschale umgeben sind, die sie vor dem Fermentationsprozess durch Verdauungssäfte schütze. Vielmehr sei der Geschmack des Kopi Luwaks darauf zurückzuführen, dass die Tiere gezielt nach reifen Kirschen selektieren. Hinzu kommt, dass sie Früchte der Sorte Coffea Liberica bevorzugen. Eine Sorte, die auf dem Weltmarkt ein Schattendasein führt, während Arabica und Robusta dominieren. Dies sei laut Lachmeier und Schwarz das Geheimnis für den speziellen Geschmack des Katzenkaffees. Sorgfältig selektierte, besonders reife Liberica-Früchte.5 Mit der Kenntnis, dass die Fleckenmusangs für die Produktion des Kopi Luwaks gar nicht benötigt werden, ließe sich der Kaffee gewiss mit wesentlich geringerem (Kosten-)Aufwand herstellen. Doch wo bliebe da der preissteigernde Mythos?

Most seasoned coffee tasters who are doing blind tastings of Kopi Luwak, generally report that it doesn’t taste very good. […] Please don’t drink this coffee. Please don’t fund an unnecessary and cruel aspect of the coffee industry.

James Hoffmann, Kaffeeexperte, Barista-Weltmeister und Autor

Call to Action

Kaffee ist ein schwieriges Thema. Er geht oft mit der Ausbeutung von Mensch, Natur und eben auch Tieren einher. Umso mehr lohnt es sich, beim Kauf auf einen fairen und nachhaltigen Hersteller zu achten. Solche gibt es nämlich durchaus. Von weitmöglichst emissionsarmen gesegelten Kaffee, bis hin zu Schattenkaffee (Kaffee aus Mischkulturen unter natürlichen Schattenbäumen, der Lebensräume für Tiere und die Wälder schützt), über direkte Kooperationen mit Kaffeebauern und -bäuerinnen (ohne Zwischenhändler) ist auf dem Markt heute alles zu finden. Es macht bereits einen großen Unterschied, bei kleinen lokalen Röstereien, statt großen Supermarktketten einzukaufen. Es bleibt zu sagen: Kaffee ist ein Luxusprodukt, ähnlich wie Wein. Er, und vor allem die Natur, die Tiere und letztlich die Menschen dahinter, verdienen es, dass er auch als solches behandelt wird. Nur so, lassen sich für alle Beteiligten bessere Bedingungen schaffen.


Unterschreibe jetzt die Petition von PETA zur Beendigung des Leids der Schleichkatzen!


  1. GlobeNewswire, Global Kopi Luwak Coffee Market Size To Exceed USD 11.05 Billion By 2032; CAGR Of 4.43%, 24.01.2024, online verfügbar unter: https://www.globenewswire.com/news-release/2024/01/24/2815047/0/en/Global-Kopi-Luwak-Coffee-Market-Size-To-Exceed-USD-11-05-Billion-By-2032-CAGR-Of-4-43.html (zuletzt abgerufen am 16.05.2025). ↩︎
  2. PETA Asia, Hey, Tourists: That Civet Cat Poop Coffee Hurts Animals and Might Kill Us All, 2024, online verfügbar unter: https://investigations.peta.org/kopi-luwak-coffee-cruelty/ (zuletzt abgerufen am 16.05.2025). ↩︎
  3. Martens, Animals and Money: World’s Most Expensive Coffee – Asian Palm Civets in Indonesia, TU Dresden – Fakultät Biologie 2022, online verfügbar unter: https://tu-dresden.de/mn/biologie/studium/studieren-an-der-fachrichtung-biologie/wissenschaftskommunikation-von-bios/bios-artikel/copy2_of_news_1-1?set_language=en (zuletzt abgerufen am 16.05.2025). ↩︎
  4. Daily Coffee News, Caging and Abuse Allegedly Increasing in Kopi Luwak Production, Daily Coffee News 26.11.2012, online verfügbar unter: https://dailycoffeenews.com/2012/11/26/caging-and-abuse-allegedly-increasing-in-kopi-luwak-production/ (zuletzt abgerufen am 16.05.2025). ↩︎
  5. Lachenmeier et al., Digested Civet Coffee Beans (Kopi Luwak)—An Unfortunate Trend in Specialty Coffee Caused by Mislabeling of Coffea liberica?, Foods 10 (2021) 1329, online verfügbar unter: https://doi.org/10.3390/foods10061329 (zuletzt abgerufen am 16.05.2025). ↩︎
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