Nase eines neugierigend Galgos

Jagd, Leid, Hoffnung: Der Galgo Español

Immer wieder werden Stimmen laut, die die Haltungsbedingungen spanischer Jagdhunde, wie dem Galgo Español anprangern. Doch was genau hat es damit auf sich? Wieso hat sich bislang keine Verbesserung eingestellt und wie kann all das mitten in Europa legal sein? All diesen Fragen soll im Folgenden auf den Grund gegangen werden.

Steckbrief: Galgo Español

Der Galgo Español, oder auch kurz „Galgo“ genannt, ist ein 60 – 70cm großer und 20 – 30kg schwerer spanischer Windhund. Bereits in der Antike wurden seine Vorfahren für die Hasenjagd eingesetzt. Die Hunde jagen auf Sicht und können Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h erreichen, wodurch sie zu den schnellsten Landsäugetieren unseres Planeten zählen. Durch ihre blitzartige Beschleunigung und drahtige Bewegungsweise sind sie dazu prädestiniert die hakenschlagenden Hasen einzuholen, wodurch sie in Spanien noch heute als Jagdhunde, aber auch bei Windhunderennen eingesetzt werden.

Galgos gelten allgemein als ruhige und ausgeglichene Hunde. Mit ihrem sanften und liebenswerten Wesen suchen sie die Nähe und Bindung zu ihrer menschlichen Familie. Besonders wohl fühlen sie sich jedoch in Gesellschaft eines weiteren Hundes (oder größeren Rudels), mit dem sie sich austoben können.

Zweimal ein Galgo Español im Gallopp
Zwei Galgos im Sprint bei einem Windhunderennen. Bildquelle: Pixabay

Das Schicksal der Galgos heute

Keine andere Hunderasse erfährt durch den Menschen eine derartige Ausbeutung, wie der Galgo Español. Aus einem Interview des National Geographic mit Abigail Christman, der Gründerin des Galgo Rescue International Network, gehen die barbarischen Haltungs- und Trainingbedingungen für die Tiere hervor. So werden die Hunde in großer Zahl gezüchtet, um möglichst hohe Erfolgsaussichten auf ein besonders schnelles Tier zu haben. Sie leben häufig in kargen Behausungen aus Beton und werden mit so wenig Futter wie möglich versorgt um bei der Jagd oder in einem Rennen einen Gewichtsvorteil zu haben.

Wenn es ans Training geht, werden die Galgos laut Christman häufig zu einer hohen Anzahl von Tieren hinter ein Auto gespannt und so auf Maximalgeschwindigkeit trainiert. Tiere, die stürzen oder ausdauertechnisch an ihr Limit kommen, haben schlichtweg „Pech gehabt“ und werden für den Rest des „Trainings“ mitgeschleift. So wird direkt nach den schnellsten und ausdauerndsten Tieren ausgesiebt. Alternativ werden die Tiere in Trainingskarussells gesperrt, in denen sie artwidrig mehrere Stunden am Tag gezwungen werden im Kreis zu laufen.1

Nach der Saison, vor der Tötung

Die Lebenserwartung spanischer Galgos liegt bei 2 bis 5 Jahren. Dies ist die Zeit in der sie maximale Leistung erbringen können. Bei Artgerechter Haltung können die Tiere bis zu 12 Jahre alt werden. In Spanien erreichen sie dieses Alter in der Regel nicht. Sobald ein Galgo Español nicht (mehr) die erwartete Leistung erbringt, wird er (wenn er Glück hat) im Tierheim abgegeben oder getötet. Diesem Schicksal erliegen jährlich je nach Quelle bis zu 150.000 Tiere. Hierfür werden die Hunde in Flüssen ertränkt, in Brunnen geworfen, lebendig verbrannt, mit Säure übergossen oder mit gebrochenen Beinen im Wald ausgesetzt. Traditionell hingegen werden sie gehängt. Galgos die „gute Leistung“ erbracht haben werden hoch in den Bäumen aufgehangen und sterben schnell. Diejenigen, die hingegen enttäuscht haben, werden so aufgehangen, dass die Pfotenspitzen gerade noch den Boden erreichen. Sie ersticken langsam und qualvoll. Die verzweifelten Versuche mit den Pfoten noch Halt zu finden, werden als „Klavier spielen“ bezeichnet.2 Eine Bezeichnung die empathieloser kaum sein könnte, während sie eindrucksvoll die absolute Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Tiere verdeutlicht.

Der Galgo und das lückenhafte Tierschutzrecht

Jagdhunde wie Galgos oder auch Podencos werden im spanischen Recht systematisch von tierschützenden Maßnahmen und Gesetzen ausgeschlossen. So unterfallen sie weder der Ley 32/2007, welche die Bedingungen sog. „Nutztiere“ verbessern soll, noch der Ley 07/2023, welche auf den Schutz von „Haustieren“ abzählt.

Dieses Gesetz gilt nicht für die Jagd […].

Art. 2 Nr. 2 a) Ley 32/2007

Jagdhunde […] sind ebenfalls ausgeschlossen.

Art. 1 Nr. 3 e) Ley 07/2023

Zudem gibt es auch auf strafrechtlicher Ebene Regelungen im Sinne des Tierschutzes. So stellt Art. 340 bis Nr. 1 der Ley Orgánica 10/1995 Verhaltensweisen unter Strafe, die dazu geeignet sind, einem Tier Verletzungen zuzufügen, welche zur Wiederherstellung der Gesundheit tierärztlicher Behandlung bedürfen. Art. 340 ter der Ley Orgánica verbietet es Tiere unter Bedingungen, die ihr Leben oder ihre Unversehrtheit gefährden könnten, auszusetzen. Beide Normen finden in der Regel jedoch keine Anwendung auf die spanischen Jagdhunde. Neben immer wieder relevanten hohen Dunkelziffer bei Straftaten gegen Tiere erachtet die spanische Justiz derartige Taten häufig als gerechtfertigt, wenn Jagdhunde die Opfer darstellen. Eine solche Rechtfertigung kann sich bspw. aus traditionellen oder wirtschaftlichen Gründen ergeben.

Die EU hat diverse Richtlinien zum Schutz der Tiere erlassen. Die auf nationaler Ebene auftretenden Probleme setzen sich hier jedoch fort. So umfasst keine dieser Tierschutzversuche Jagdhunde im speziellen. Vielmehr befasst sich das europäische Tierschutzrecht mit dem Schutz landwirtschaftlich (Richtlinie 98/58/EG, Art. 13 AEUV) oder wissenschaftlich (Richtlinie 2010/63/EU) genutzter „Nutztiere“, wodurch Jagdhunde exkludiert werden.

Mithin bleibt zu sagen, dass spanische Jagdhunde, wie der Galgo Español schlichtweg nicht vom Rechtssystem erfasst werden. Jedoch gilt es, nicht dem Trugschluss zu erliegen, man hätte sie vergessen. Vielmehr werden sie systematisch ausgeklammert, um die auf „Traditionen“ gestützte Ausbeutung niederster Art beizubehalten.

Call to Action

Was kann man nun also tun, um das Leid der spanischen Jagdhunde zu verringern oder sogar zu beenden? Das Wichtigste könnte in diesem Fall, die politische Lautstärke sein. Auch in Spanien gibt es Bewegungen, die auf die furchtbaren Bedingungen aufmerksam machen. Von Deutschland nach Spanien könnte der Hebel durch die EU dargestellt werden. Gib deine Stimme bei der nächsten Europawahl einer Partei, die sich auf europäischer Ebene auch für die Rechte der Tiere einsetzt!

Abgesehen davon besteht auch in Deutschland die Möglichkeit einen Jagdhund aus Spanien zu retten. Diverse Vereine fokussieren sich genau auf diese Praxis und versuchen die Galgos und Podencos nach Deutschland zu vermitteln und so zumindest einzelnen Tieren ein artgerechtes und langes Leben zu ermöglichen. Auch ist es möglich die Vereine durch Spenden in ihrer Arbeit zu unterstützen. Zu diesen Organisationen gehören die folgend aufgelisteten:


Unterschreibe jetzt die Petition von VETO zur Beendigung des Leids spanischer Jagdhunde!

Ein glücklicher Galgo Español auf einer Wiese
Ein Galgo in Freiheit – glücklich und unbeschwert auf der Wiese. Bildquelle: Pixabay

  1. Daly, Gezüchtet, um zu sterben: Spaniens todgeweihte Jagdhunde, National Geographic 2020, online verfügbar unter: https://www.nationalgeographic.de/geschichte-und-kultur/2020/03/gezuechtet-um-zu-sterben-spaniens-todgeweihte-jagdhunde (zuletzt abgerufen am 03.05.2025). ↩︎
  2. Ebd. ↩︎
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